Grundsätze der guten Zusammenarbeit
Während man vor allem in früheren Zeiten (teilweise aber auch heute noch) oft vom Arzt als "Halbgott in Weiß" gesprochen hat, so hört man heutzutage eher das Schlagwort des "mündigen Patienten". Unter dem "Halbgott in Weiß" verstand man einen Arzt, der einem ganz klar gesagt hat, wo es lang geht und der seinen PatientInnen kein Mitsprachrecht bei der Behandlung eingeräumt. Ich selbst habe mich nie als solchen verstanden; andererseits aber auch nicht als eine Art Leistungserbringer, der dem Patienten etwas schuldet und an den Forderungen gestellt werden können nach dem Motto "der lebt ja von meinem Geld" etc.
Ich bin tatsächlich ein großer Freund des "mündigen Patienten", der einen fachkundigen Rat sucht und der zudem bereit ist, Mitverantwortung für den Behandlungsprozess und den gemeinsamen Erfolg zu übernehmen. Da ich gerne in Metaphern spreche: Stellen Sie sich vor, wir machen eine gemeinsame Bergwanderung. Ich bin der ortskundige Führer, Sie haben mich für diesen Zweck engagiert. Gemeinsam kommen wir ans Ziel, aber Ihr Gepäck müssen bitteschön Sie selbst tragen. Sie erwarten zurecht, dass ich 100% gebe; die erwarte ich aber genauso von Ihnen!
Ich arbeite "lösungsorientiert", d. h. ich suche mit Ihnen gemeinsam nach der Lösung für Ihr Problem! Oftmals ist es dabei unerheblich, welche Ursache den Beschwerden zugrunde liegt (z.B. warum eine Nasenscheidewand schief ist); aber: in einigen Fällen kann es sehr wohl von großer Bedeutung sein, warum oder wann ein Krankheitsbild entstanden ist. In solch einem Fall gehen wir auf Wunsch natürlich auf mögliche Hintergründe ein.
Von einem "mündigen Patienten" erwarten mein Personal und ich genauso viel Höflichkeit und Respekt, wie er oder sie sie auch im Gegenzug erwartet.
Ich betrachte es als selbstverständlich, dass auch ich als Arzt legitime eigene Bedürfnisse, Ängste, Schwächen und menschliche Unzulänglichkeiten haben darf und ein "mündiger Patient" seine schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht unkritisch auf mich überträgt.
Ich nehme Sie als Patient ernst und bemühe mich nach bestem Wissen und Gewissen, Ihnen zu helfen. Ich bin allerdings auch nur ein Mensch,; d. h. dass auch ich mich irren kann. Ich erwarte allerdings, dass man mir nicht unterstellt, ich hätte nur meinen eigenen Vorteil im Sinn und wolle ja nur verdienen!
Zu guter Letzt möchte ich an dieser Stelle noch auf einen mir ganz wesentlichen Punkt hinweisen: Verlangen Sie bitte von mir keine "Gefälligkeiten", wie unnötige Krankschreibungen, Verordnungen etc.! Ich stelle keine Gefälligkeitsgutachten für eine Reiserücktrittsversicherung aus, weil die Fluglotsen gerade streiken oder ein Vulkan auf Bali ausbricht und mache auch keine gutachterlichen Untersuchungen für irgendwelche privaten Berufsunfähigkeitversicherungen o. ä. zu Lasten der Solidargemeinschaft/Krankenkasse; denn das wäre Betrug! Derartige Forderungen werden leider in der letzten Zeit zunehmend häufiger an mich herangetragen. Mit einem solchen Anliegen beisst man bei mir auf Granit! Deshalb meine Bitte: sollten derartige Wünsche Grund für einen Arztbesuch sein, dann bitte nicht bei mir! Ich möchte meine Zeit lieber denjenigen widmen, die wirklich meiner Hilfe bedürfen!